In einem Text zur Situation der Homosexualität in Russland schreibt der Autor, dass die Zeitschrift Afisha eine der wenigen Formate im Mainstream ist, die von homosexuellen Kulturprodukten und -ereignissen berichtet. In folgendem Link lassen sich die Ausgaben mit kurzen Überschriften zu den Artikeln anschauen: http://www.afisha.ru/magazine/afisha_msk/archive/ .
Ich bin mir noch unsicher, ob das ein sinnvoller Korpus ist. Mir ist noch unklar, ob diese Zeitschrift aufgrund des Gesetzes in ihrer Berichterstattung über Ereignisse in Zusammenhang mit Homosexualität eingeschränkt ist oder nicht. Und ob die Gesetze einen bereits jetzt feststellbaren Einfluss auf die Kulturproduktion haben. Außerdem bezieht sich das Magazin in erster Linie auf das Leben in Moskau, wo ein Gesetz dieser Art noch nicht in Kraft ist.
Was denkt ihr über diesen Vorschlag als Korpus?
Literatur:
Beaudoin, Luc: Rising a Pink Flag. In: Helena Goscilo, Andrea Lanoux, „Gender and National Identity in Twentieth-Century Russian Culture„. DeKalb, Illinois: Northern Illinois University Press 2006, S. 235.
Hallo Albert,
ich denke, dass die Zeitschrift auf jeden Fall schon ein Mal ein guter Anfang ist. Auch wenn sie sich hauptsächlich auf das Kulturleben in Moskau beschränkt, wird sie bestimmt auch in anderen Regionen verkauft. Interessant wäre es natürlich, heraus zu bekommen, wie viele der Exemplaren in welchen Regionen angeboten werden und wie viele davon auch tatsächlich gekauft werden. In Deutschland kann man das einfach die Ladenbesitzer in den Geschäften fragen. Du könntest ja zum Beispiel stichprobenhaft die Geschäfte in den verschieden Himmelsrichtungen befragen.
Jedoch sehe ich immer wieder das Problem der Sprachbarriere. Kannst du denn die Überschriften der Artikel von Afisha lesen? Ich würde dir da gerne weiterhelfen, kann selber aber leider kein Russisch…
Beste Grüße
Shirley OGolla
Erstmal danke für deinen Kommentar Shirley.
Ich habe heute den Vormittag damit verbracht den Kulturbereich der Online-Afisha-Ausgabe vom November zu durchforsten (http://www.afisha.ru/magazine/afisha_msk/archive/332/). Es gab nur eine winzige Erwähnung von Homosexualität in der Rezension eines Theaterstücks (http://www.afisha.ru/performance/90984/review/452198/). Dort wurde bei der Aufzählung der Charaktere bzw. Typen, die sich mit Fragen von Kindheit, Angst und Tod auseinandersetzen müssen, erwähnt, dass auch (mindestens) eine homosexuelle Frau unter den Figuren ist. Es wird aber nicht weiter auf Homosexualität in der Rezension eingegangen.
Es erscheint mir nach dieser Recherche noch weniger sinnvoll dieses Magazin als einzigen Korpus zu verwenden. Ich vermute einfach, dass der Ertrag viel zu gering sein wird und aus den wenigen Funden keine Schlüsse gezogen werden können.
Ich schätze, dass es bei anderen russischen Kulturmagazinen ebenso schwierig oder gar schwieriger sein wird, da in dem Buch, in dem ich von diesem Magazin erfahren habe, Afisha als eines der wenigen beschrieben wird, dass über Kulturereignisse mit homosexuellen Inhalt berichtet.
Daher werde ich wohl meinen Ansatz, die Auswirkungen der Gesetze in der Kulturproduktion zu untersuchen, verändern müssen.
Stattdessen halte ich es jetzt für sinnvoller eine Hand voll von Zeitungen (mit online-Präsenz) oder journalistischen Internetseiten herauszunehmen und darin die Artikel im Zusammenhang mit den Anti-Homosexuellen-Gesetzen zu untersuchen auf die Frage hin, inwieweit die Bürger gegen die Gesetze protestieren und was für Meinungen (von Politikern, Journalisten, Bürgern, Intellektuellen) in den Artikeln zu finden sind.
Bereits drei Seiten, die mir eine Russin aus Twer gezeigt hat und die in so einen Korpus passen würden, habe ich bereits gefunden:
http://lenta.ru/news/2011/11/16/gayban/ (http://lenta.ru – eine der meist besuchten russischsprachigen News-websites: http://en.wikipedia.org/wiki/Lenta.ru; gehört zur Rambler Media Group – aufgekauft 2006 von Prof-Media, das zum Unternehmensverbund des russischen Oligarchen Vladimir Potanin gehört)
http://www.snob.ru/selected/entry/48419
(http://www.snob.ru/ gehört zur Медиа-Группа «Живи» / Mediengruppe „Lebe“, die wiederum zur Onexim-Gruppe gehört, ein Unternehmen des Oligarchen Michail Dmitrijewitsch Prochorow, der eine eigene Partei gegründet hat und der sich 2012 zur Wahl zum Präsidenten stellte und etwa 8 Prozent erhielt.)
http://bg.ru/society/zakon_podlosti-10698/
(http://bg.ru ist ein Magazin, das in Moskau verkauft wird; es heißt „Большой город“ – Große Stadt und wird von медиахолдинга «Дождь» / Mediaholding „Regen“ herausgeben, einem Unternehmen,dass von Natalia Sindeeva gegründet wurde; von Sindeeva konnte ich keine weiteren Aktivitäten finden als journalistische oder Medien betreffende)
Aber auch Ashifa behandelt in einem Portrait eines Politikers das Thema Homosexualität (http://www.afisha.ru/article/zelvenskij-o-gubernatore-i-zhlobah/). Es eignet sich daher doch als vierte Quelle.
Mit diesen vier von einander unabhängigen Quellen müsste doch eine Analyse der Reaktionen auf die Gesetze in der russischen bzw. Moskauer und St. Petersburger Bevölkerung möglich sein.
Was denkt ihr?